Dass H.C. Strache beharrlich auf seine Heiligsprechung hinarbeitet, ist ja nichts Neues. Die Einführung eines neuen Sakraments könnte da ein wichtiger Meilenstein sein.
In einer Zeitung namens „Heute“, die man hoffentlich morgen vergessen hat, lesen wir heute ein denkwürdiges Interview mit dem FP-Parteichef. Klar, es geht um den bevorstehenden Wahlkrampf, den H.C. nach verdientem Urlaub heldenhaft zu schlagen gedenkt. Er kündigt darin eine ganz entscheidende Wende an: Er hat plötzlich kein Ausländerproblem, sondern „ein Türken- und Islamismusproblem“. Er ist nicht mehr pauschal gegen Ausländer, sondern ganz im Gegenteil pauschal gegen Türken, und was Islamisten sind, hat ihm immer noch niemand erklärt. Und Herbert Kickl wird sich hüten, seinen Chef aufzuklären.
Strache ringt sich sogar ab, von Positivbeispielen zu sprechen, aber er will nach wie vor „keinen Import von Kriminellen und Menschen, die nur dem Sozialsystem zuwandern.“ Die „Positivbeispiele“ sind bei ihm nur dazu da, seine infame Regel zu bestätigen. Und solange Österreich mit debilen Gesetzen jene intellektuellen Migranten, die hier studiert, gearbeitet und Steuern wie Sozialversicherung bezahlt haben, die aber nicht 2.000 EURO verdienen, einfach des Landes verweist, kann Strache schalten und walten, wie er will.
Integrationsstaatsekretär Kurz wirft Strache vor, die Staatsbürgerschaft zum „Geschenkartikel‘“ zu machen. „Nach sechs Jahren wird der österreichische Pass verschenkt. Dabei ist eine Staatsbürgerschaft etwas Heiliges.“ Die Heilige Staatsbürgerschaft als neues Sakrament! Da läuft Strache zur Hochform auf. Dass er wild mit dem Kreuz herumfuchtelt, den Stephansdom (und die österreichische Innenpolitik) blau anstrahlt und von christlicher Kultur theoretisiert (und praktisch das Gegenteil macht), sind wir ja gewohnt. Das Kabarett würde uns beinahe abgehen, wenn er uns da plötzlich im Stich ließe. Aber die Staatsbürgerschaft als neues Sakrament zu stilisieren, damit reiht er sich unter die ganz Großen der Religionsgeschichte ein. Wir werden noch ein Kopf an Kopf-Rennen um die Heiligsprechung zwischen H.C. Strache und seinem Vorbild Jörg Haider erleben. Dem Vernehmen nach hat Strache schon beantragt, seinen zweiten Vornamen auf Leonid zu ändern, um sein Ziel dezent anzudeuten und gleich festzuschreiben.
„Heute“ weiß das zu zelebrieren: Im Bild Strache im „Heute-Flitzer“, einem natürlich rot-weiß-rot gestreiften Fiat, der zwar noch nicht an das Papamobil herankommt, aber immerhin Anklänge daran wachruft. Die „Spritztour“ geht ums Parlament, ob Strache zuvor den Asphalt geküsst hat, verschweigt das Qualitätsmedium dezent. Man weiß ja, mit der Fantasie der Leser umzugehen.